Corona: Treffen nur noch bei Einsätzen
Insgesamt haben 16 Frauen und Männer aus verschiedenen Feuerwehren des Landkreises Anhalt-Bittefeld an der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger teilgenommen. Fotos (29. Februar): Thomas Kirchner
Die Kreisausbilder der Zerbster Feuerwehren haben es im Moment nicht leicht. Anfang des Jahres Stillstand wegen des Ärgers um die Vergütung. Jetzt legt das Coronavirus die Ausbildung auf Eis. Doch immerhin zwei Lehrgänge konnten abgeschlossen werden. Zerbst l Kaum sind die Querelen um die Kreisausbilder der Freiwilligen Feuerwehr beigelegt, gibt es schon wieder Stillstand bei der Ausbildung von Kameraden. Schuld ist dieses Mal das Coronavirus. Momentan dreht sich – Einsätze ausgenommen – kein Rad bei den freiwilligen Rettern. Sämtliche Ausbildung, egal ob bei den Ortswehren intern oder eben bei der Kreisausbildung sind ausgesetzt. Zusammenkommen dürfen die Frauen und Männer lediglich bei Einsätzen, um die Ansteckungsgefahr und die Ausbreitung des Virus zu verhindern beziehungsweise zu verlangsamen.
Dabei hatte die Ausbildung gerade erst wieder Fahrt aufgenommen, denn wegen des Streits um die Vergütung der Kreisausbilder ruhte die Kreisausbildung zu Beginn des Jahres schon einmal für mehrere Wochen. Stein des Anstoßes waren die zehn Euro Aufwandsentschädigung, die die Führungskräfte der verschiedenen Ortswehren pro Stunde bekommen, wenn sie andere Kameraden auf Kreisebene ausbilden. Sie genießen darüber hinaus über die Feuerwehrunfallkasse auch entsprechenden Versicherungsschutz. Letzterer sollte wegfallen.
Hinter dieser Tür wütet ein Feuer. Unter Atemschutz öffnen die Kameraden die Tür und bekämpfen anschließend die Flammen.
Sachsen-Anhalts Innenmister Holger Stahlknecht (CDU)erklärte, dass bei dieser Regelung auf Honorar- oder Entgeltbasis die Ausbilder keinen Anspruch auf Versicherungsschutz haben. Das hieße: Wer zehn Euro pro Stunde Vergütung erhält, sollte sich in Zukunft selbst versichern, wenn er andere Kameraden ausbildet. Stahlknecht: „Von der besonderen Absicherung des Ehrenamtes – wie insbesondere dem gesetzlichen Versicherungsschutz – kann natürlich nur derjenige profitieren, der auch tatsächlich für die Kommune unentgeltlich tätig ist.“
Nach einem Aufschrei der Wehren ruderte der Innenminister schließlich zurück. Es kann bleiben wie es ist. Der Landkreis kann sogar noch ein paar Euro drauflegen. Kreisausbilder können jetzt sogar zusätzlich eine Pauschale von bis zu 40 Euro monatlich erhalten. Und so lief die Ausbildung Mitte Februar wieder an. So fand am 14. und 15. Februar die Funkausbildung statt. „Glücklicherweise“, sagt Ausbilder Sebastian Fonfara von der Zerbster Ortswehr, „denn ohne die bestandene Prüfung dürfen die Kameraden nicht am Lehrgang zum Atemschutzgeräteträger teilnehmen, der sich direkt anschließen sollte.“
Auch diese Ausbildung konnte noch vor den Kontaktbeschränkungen abgeschlossen werden. Fonfara: „Das war der erste Lehrgang nach dem ganzen Ärger wegen der Vergütung. Insgesamt 16 Frauen und Männer aus den Zerbster Ortsfeuerwehren haben an der Ausbildung teilgenommen und auch bestanden.“
Auch diese Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger konnte noch vor den Kontaktbeschränkungen begonnen und auch abgeschlossen werden. „Insgesamt 18 Frauen und Männer nehmen an diesem Lehrgang teil, darunter auch Kameraden beispielsweise aus Aken, erläutert Ausbilder Christian Nilges, ebenfalls von der Zerbster Ortswehr.
Große Unterstützung erhält er dabei vom Peter Pfeiffer (Zerbst) sowie von Clemens Blumhagen und Nils Steinke (beide Deetz-Badewitz).
Der Lehrgang habe einen theoretischen und einen praktischen Teil und dauert insgesamt 25 Stunden beziehungsweise vier Wochenenden. „Die praktische Ausbildung haben wir auf dem Gelände des DHW (Hydrierwerke) in Roßlau absolviert“, sagt Nilges. Hier gebe es viele leerstehende Industriegebäude, also optimale Voraussetzungen für Ausbildung und Übungen.
In unbekannten Räumen tasten sich die Einsatzkräfte unter Atemschutz und mit eingeschränkter Sicht zentimeterweise vor.
„Sowohl in der Theorie als auch in der Praxis müssen die Lehrgangsteilnehmer am Ende eine Prüfung ablegen. Die praktische Prüfung wird auf der Atemschutzübungsstrecke der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Bitterfeld abgenommen“, erklärt Christian Nilges. Der Lehrgang vermittle die Grundlagen. „Auf spezifische Dinge wird dann später in den einzelnen Wachen eingegangen“, sagt der Ausbilder. Insgesamt 15 von 16 Teilnehmer seien erfolgreich gewesen – haben die Prüfungen bestanden.
Jetzt ruht die Ausbildung wegen des Coronavirus erst einmal wieder. „Wann wir wieder durchstarten können, steht quasi in den Sternen“, sagen die beiden Ausbilder. Nilges und Fonfara hoffen, dass der Stillstand nicht allzu lange dauert, denn zeitlich wirft das die gesamte Ausbildung der Kameraden – gerade auch neuer Kameraden erheblich zurück.