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Stadtführung: Zerbst & die Starken Frauen

Butterjungpfer & Katharina die Große - Öffentliche Stadtführung I Unterwegs mit Viola Tiepelman

​Am Sonnabend entführte Tourist-Chefin Viola Tiepelmann interessierte Bürger auf eine spannende Reise durch Zerbst. Zahlreiche historische Orte besuchte die Gruppe und erfuhr, warum die Butterjungfer für die Nuthestädter seit jeher eine ganz wichtige Dame ist.

Von Thomas Kirchner

 

 

Zerbst l „Zerbst darf niemals ohne Butterjungfer sein, sonst droht der Stadt Unheil“, beginnt Viola Tiepelmann, Chefin der Zerbster Tourist-Information und Stadtführerin, ihre Ausführungen bei der öffentlichen Stadtführung am Sonnabend. „Selbst zu DDR-Zeiten nahmen die Oberen diese Überlieferung sehr ernst. Einst wurde die Goldene Dame von einem sowjetischen Militärfahrzeug vom Sockel geholt. Über Nacht wurde die Original Butterjungfer eilig aus dem städtischen Museum geholt und wieder aufgestellt“, berichtet sie mit einem Schmunzeln weiter. „Die Butterjungfer ist wohl eines der ältesten Denkmale der Stadt, wenn nicht sogar das älteste.“

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Eine große Gruppe, wie sonst so oft, ist es diesmal nicht, die sich zum Rundgang durch die über 1000-jährige Stadt Zerbst auf dem Marktplatz eingefunden hat. Da mag das erst kürzlich beendete Heimatfest oder die Einschulungen, die an diesem Tag stattfinden, eine Rolle spielen. Dennoch, aus Zerbst, Deetz, Trüben sind Teilnehmer dabei und sogar aus Köthen ist eine Dame angereist, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden.

„1526 war Zerbst die erste reformierte Stadt in Anhalt. Sie war zu dieser Zeit auch die größte und wichtigste Stadt der Region. Davon zeugen auch die großen Gotteshäuser der Stadt“, informiert Viola Tiepelmann die Gäste in der imposanten Freilufthalle der zerstörten Nicolaikirche. Foto: Thomas Kirchner

„Ich habe mir das Schloss Köthen angesehen und bin dort auf ein Prospekt

zu den Stadtführungen hier in Zerbst gestoßen. Das hat mich interessiert, die Geschichte der Stadt, ihre Baudenkmale und die Zerstörung. So habe ich mich kurzerhand entschlossen hier an einer Führung teilzunehmen“, berichtet Christina Becher aus Gröbzig, einem kleinen Ort in der Nähe von Köthen. „Ich bin mit dem Zug gekommen und vom Bahnhof zum Markt gelaufen. Auf dem Weg habe ich schon einiges gesehen“, erzählt die Teilnehmerin weiter. „Jetzt freue ich mich auf die Führung.“

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Butterjungfer, Roland, Nicolaikirche, die Spuren Luthers, Stadtmauer, Stadthalle und Katharina-Denkmal, Schloss, Schlossfreiheit, der Rosenwinkel und die Kirche St. Bartholomäi sind die Stationen der rund zweistündigen Tour. Wer dann noch Lust hat, kann die Türme der Nikolaikirche besteigen, um einen atemberaubenden Blick in die Ferne zu genießen.

Start der rund 2-stündigen Stadtführung ist am Roland. Foto: Thomas Kirchner

Mit ihrer ganz eigenen Art bringt Viola Tiepelmann den Teilnehmern der Führung die Geschichte der Stadt nahe. Und die kommt an bei den Besuchern. Auch mit Zahlen geizt sie dabei nicht. Die schüttelt sie übrigens ganz lässig aus dem Ärmel, egal ob Jahreszahlen oder andere relevante Zahlen, nur eine Zahl weiß Frau Tiepelmann nicht genau, wie viele Stadtführungen sie schon absolviert hat.

Sie berichtet von Kriegen, Hungersnöten, von Fürsten, Kirchen und der Reformation. „1526 war Zerbst die erste reformierte Stadt in Anhalt. Sie war zu dieser Zeit auch die größte und wichtigste Stadt der Region. Davon zeugen auch die großen Gotteshäuser der Stadt“, informiert sie die Gäste in der imposanten Freilufthalle der zerstörten Nicolaikirche. Natürlich bleibt auch das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ im nächsten Jahr nicht unerwähnt.

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Ausführlich erzählt Viola Tiepelmann am Katharina-Denkmal vor der Stadthalle über die nicht in Zerbst geborene, dennoch „Große“ Tochter der Stadt, Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, die spätere Zarin Katharina II. von Russland. Sie spricht über die Jugend, den Weggang nach Russland, wie die Prinzessin auf den russischen Thron gelangte, was die spätere Zarin für Russland getan hat, über ihre ergebenen Liebhaber, was die „Große“ heute noch für die Russen bedeutet und schließlich wie das einzige Denkmal für Katharina in Deutschland nach Zerbst kam.

Station am einizigen Katharina - Denkmal in Deutschland. Foto: Thomas Kirchner

Vorbei am Schloss und der Schlossfreiheit geht es zum Rosenwinkel. „Hier bekommen sie vielleicht den besten Eindruck, wie Zerbst einst insgesamt ausgesehen hat. Es wurde nicht umsonst ‚Das Rothenburg des Nordens‘ genannt“, schwärmt die Stadtführerin von der einstigen Altstadt in Zerbst. „80 Prozent der Stadt waren nach dem 16. April 1945 zerstört. Vier Tage brannte Zerbst. Es sind nur wenige authentische Orte erhalten. Das ist einer davon“, fügt sie an.

In der Bartholomäikirche weist Viola Tiepelmann noch auf das Gemälde „Die Taufe Christi im Jordan“ aus der Cranach-Schule hin, welches sehr alt und wertvoll ist. „Wir sind unendlich stolz und froh, dieses Kunstwerk hier in dieser Kirche zu haben. Schließlich wollen wir im Jubiläumsjahr der Reformation zeigen, was wir haben“, schließt die Stadtführerin ihre Ausführungen und weist noch darauf hin: „Und wer jetzt noch Lust hat, darf mit mir die 147 Stufen auf den Nikolaiturm klettern. Sie werden mit einer tollen Aussicht belohnt.“

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Dort, auf dem Turm der einst größten Hallenkirche Anhalts, endet die Stadtführung. Eindrucksvoller kann der Abschluss einer Stadtführung kaum sein. Ein grandioser Rundblick über die Stadt bis weit ins Umland hinein.

Blick vom Turm der Nikolaikirche weit über Stadtgrenzen hinaus. Foto: Thomas Kirchner

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