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"Wo andere raus rennen, gehen wir rein" | Das braucht Übung
Wochenendlehrgang der Freiwilligen Feuerwehr Zerbst in Grimme
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Die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Zerbst sind einiges an Stress gewohnt. Schließlich sind sie in diesem Jahr schon mehr als 90 Einsätze gefahren. Doch zu erfolgreichen Einsätzen gehört auch regelmäßiges Training, Ausbildung und Übungen. Diese absolvierten die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Zerbst am vergangenen Wochenende bei einem Wochenendlehrgang in Grimme.
Von Thomas Kirchner
Zerbst l "Wo andere raus rennen, rennen wir rein", ist ein einfacher Satz auf der Internetpräsens der Zerbster Feuerwehr, der aber auch viel mehr in sich birgt? "Ja, die Kameraden rennen in brennende Häuser, wenn andere diese fluchtartig verlassen. Aber das ist natürlich alles andere als einfach. Es erfordert Ausbildung, Training, Zusammenhalt, Vertrauen und viel Mut. Deswegen sind wir an diesem Wochenende hier in Grimme, zum Wochenendlehrgang", fasst der Wehrleiter Steffen Schneider in wenigen Worten den Sinn der Wochenendlehrgänge zusammen.
"So ein Einsatz, wo die Kameraden in brennende Wohnungen oder Häuser müssen, ist Stress pur! Sie gehen in eine unbekannte Wohnung, kennen die Raumaufteilung nicht, Null Sicht, das Gehör ist eingeschränkt, ängstlich bis hysterische Angehörige, die Familienmitglieder vermissen und schreien, Temperaturen kaum unter 500°C. Um so etwas zu leisten, braucht es Ausbildung und Übung. Wir haben hier zum Beispiel so einen unbekannten, möblierten Übungsraum, verqualmt und einen Kinder-Dummy versteckt. Den gilt es zu finden. Gerade Kinder zu finden gestaltet sich oft schwierig, denn Kinder verstecken sich gern, besonders in Gefahrensituationen", erklärt Schneider die Vorgehensweise bei dieser Übung.
Bei Temperaturen über 30°C suchen die Kameradinnen und Kameraden in den kurzen Übungspausen etwas Schatten hinter dem Einsatzfahrzeug I Foto: Thomas Kirchner
Doch bevor die Kameraden die brennende Wohnung betreten dürfen, muss die Ausrüstung kontrolliert und geprüft werden, das gilt besonders für das Atemschutzgerät, den Pressluftatmer und das vor jedem Einsatz. Die Ausbilder Sven Borkowitz und Peter Pfeifer gehen die einzelnen Prüfschritte mit den Frauen und Männern durch. "Das muss sitzen, im Notfall ist das überlebenswichtig, für die Vermissten, für jeden Kameraden selbst und die ganze Gruppe.
Nicht jeder ist für diese Einsätze geeignet. Die betreffenden Kameradinnen und Kameraden müssen regelmäßig von einem Arbeitsmediziner untersucht werden und top fit sein, die Atemschutzstrecke in Bitterfeld, einen Lehrgang für Atemschutzträger und eine Übung absolviert haben", berichtet der Wehrleiter.
Ein weiterer Schwerpunkt des Lehrgangs ist der Bereich technische Hilfeleistung. Hier wird getestet welche Geräte und Hilfsmittel zum Trennen der verschiedenen Werkstoffe in Frage kommen. Kommt beim Trennen von Stahl oder Beton ein Trennschleifer, ein Plasmaschweißgerät oder ein anderes Gerät in Frage. Hier gilt es zu testen, wie ein bestimmtes Material auf das Werkzeug reagiert. "Im Einsatz haben wir immer die Zeit im Nacken. Eine eingeklemmte, schwer verletzte Person sollte nicht warten müssen, bis wir ein passendes Gerät gefunden haben, um ihn zu befreien, das sollte vorher erprobt und geprobt werden. Der Gruppenführer entscheidet dann, gelingt zum Beispiel die Befreiung oder wird Hilfe benötigt", erläutert Steffen Schneider.
Am Hubsteiger wird indes die Feinmotorik trainiert. Hans Jürgen Borchert probiert unter Anleitung von Ausbilder Sebastian Fonfara einen Autoreifen, der am Korb hängt, auf ein Hütchen abzusetzen. "Im Korb sind Menschen, ein, zwei, drei Leute. Wir fahren an Häuserwänden, Mauern oder Bäumen. Da ist es wichtig, das Gerät so ruhig wie möglich zu manövrieren. Das trainieren wir hier mit dem "Hütchenspiel", schmunzeln der Wehrleiter. "Nein, das ist natürlich ein genauso wichtiges Training wie die anderen Übungen. Je mehr wir diese Dinge üben und trainieren, desto besser sind wir auf Einsätze vorbereitet", fügt er hinzu.
"Was wir nicht unterschätzen dürfen, aber ebenso wichtig ist wie alle technische Ausbildung und Übungen, ist der Zusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen unter den Kameradinnen und Kameraden. Es ist immens wichtig, das sich einer auf den anderen verlassen kann, in der Wache und besonders im Einsatz. Solche Ausbildungs-Camps stärken das "Wir-Gefühl" ungemein. Dazu gehört dann natürlich auch am Abend nach der Ausbildung gemütlich zusammen zu sitzen. Da sorgt dann die gute Seele der Truppe, Jürgen Schollbach für leckeres Mittag.- oder Abendessen", betont der Wehrleiter.
"Wer Interesse hat, unsere ehrenamtliche Arbeit, unsere Technik und Fahrzeuge näher kennenzulernen, oder wer vieleicht sogar bei der Freiwilligen Feuerwehr Zerbst einsteigen möchte, den laden wir am 03. September ab 10.00 Uhr zu unserem 'Tag der offenen Tür' ein. Dort gibt es Schauvorführungen der Kinder. -und Jugendfeuerwehr, die Rettung einer Person aus einem verunglücktem Auto, Hüpfburg, Kinderschminken und vieles mehr", läd Wehrleiter Steffen Schneider alle Interessierten in die Feuerwache Zerbst ein.