Ein Ort, um gemeinsam zu trauern - Ab sofort öffnet das Trauercafé "Leben" des Malteser Hi
Wohin mit seiner Trauer, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat? Seit Mittwoch gibt es in Zerbst eine Anlaufstelle für Trauernde. Der ambulante Hospiz- und Trauerbegleitungsdienst des Malteser Hilfsdienstes lädt regelmäßig in das Trauercafé ein.
Zerbst.I Einen Menschen loslassen, ist immer eine schwere Erfahrung. Wenn wir jemanden verlieren der uns nahe stand, oder den wir geliebt haben, tut das besonders weh. Unser Herz gleicht dann einer Wunde die schmerzt und lange nicht heilen will. In solchen Situationen würden wir uns am liebsten von allem zurückziehen. Wir müssen Gedanken ordnen und Gefühle müssen bewältigt werden. Manches klagt uns an, vieles hätten wir gerne noch gesprochen oder gemeinsam unternommen, vielleicht auch einiges wieder gut gemacht - da setzt das Leben Grenzen. Diese Grenzen jedoch zu akzeptieren, fällt den Hinterbliebenen gerade in ihrem tiefem Schmerz schwer.
Wohin mit seiner Trauner, seinem Schmerz? Fast jeder kennt diese Achterbahn der Gefühle, mit endloser Traurigkeit, Wut, Tränen, einer unendlichen Leere und der Einsamkeit, weil der geliebte Partner, das Kind, die Großeltern, Verwandte oder auch Freunde plötzlich nicht mehr da sind. Oft ziehen sich Menschen, die einem sonst nahe stehen hilflos zurück, sie wissen nicht wie sie auf den Trauernden zugehen sollen, was sie sagen sollen, wie sich verhalten? Das macht es nicht leichter.
Seit Mittwoch gibt es in Zerbst eine Anlaufstelle für Trauernde die einen geliebten Menschen verloren haben. Der ambulante Hospiz.- und Trauerbegleitungsdienst des Malteser Hilfsdienst e.V. in der Zerbster Friedrich Naumann Straße 37 (Gelände der katholischen Kirche) öffnet jeden ersten Mittwoch im Monat das Trauercafé "Leben".
Die ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen Roswitha Tüllner, Gundula Heyn, Koordinatorin des Trauerbegleitungsdienstes der Malteser, Hildrun Rübner und Gisela Achilles (v.l.) betreuen im Cafe. Foto: Thomas Kirchner
"Leben"? "Wir haben lange überlegt wie wir das Café nennen wollen. Das Leben umfasst viele Facetten und zum Leben gehört leider auch der Tod. Die Hinterbliebenen müssen weiterleben, aber eben meist anders, allein", erklärt Gundula Heyn, Koordinatorin des Trauerbegleitungsdienstes der Malteser.
Weiterleben trotz Trauer
Und genau darum geht es, das Weiterleben. Nur wie? "Nichts ist mehr wie es war. All das Vertraute, das gemeinsam Aufstehen, Essen, Reden, Einkaufen, einfach weg. Plötzlich ist es so still", erzählt eine Hinterbliebene, die vor kurzem ihren Mann verloren hat. Und sie ist nicht allein. So stand für viele der Besucher des Trauercafés fest, ich gehe da einfach mal hin, als sie davon in der Zeitung lasen. Sie möchten ihre Namen aus verständlichen Gründen nicht nennen, oder auf ein Foto, aber erzählen dennoch offen über ihren Verlust.
Mit großen Erwartungen seien sie alle nicht gekommen, einfach mal schauen, sehen wie viele kommen, unter Menschen sein, vor allem unter Menschen, die dasselbe Schicksal teilen.
Als sie dann dort sitzen, in ganz lockerer Atmosphäre bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, kostet es dann doch einiges an Überwindung zu Reden. Geht es ja letztlich um nicht weniger als das Innerste eines Menschen, die eigenen Gefühle. Aber die Besucherinnen kommen gemeinsam und mit Hilfe der ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen ins Gespräch, berichten über Erlebtes, ihre Trauer, ihren Alltag ohne den geliebten Menschen.
Reden hilft schon
Jeder der Hinterbliebenen hat andere Erfahrungen gemacht, geht anders mit der Trauer, dem Verlust um. "Es hilft schon wenn man offen reden kann, jemand da ist, der zuhört und vor allem, der weiß wovon man redet. So muss jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat, seinen eigenen Weg finden damit umzugehen, weiterzuleben. Aber in einem sind sich alle Anwesenden einig: Sie empfehlen allen Betroffenen den Besuch des Trauercafés. Der kann sicher keine Wunder bewirken, aber es hilft unter Leuten zu sein, über seinen Alltag zu sprechen.
"Wir Trauerbegleiter wollen dabei helfen, die Trauer zuzulassen, sie zu durchleben und das Leben nach dem Verlust wieder neu zu definieren", möchte Gundula Heyn alle Betroffenen einladen. "Das Trauercafé schafft Begegnungs-und Erinnerungsräume, in denen Freude und Leid, Lebendigkeit und Traurigkeit, Stille und Ausgelassenheit, Hoffnungslosigkeit und Hoffnung ausgedrückt werden dürfen", so Heyn weiter.
Das Trauercafé öffnet jeden ersten Mittwoch im Monat in den Räumen des Malteser Hilfsdienst e.V., in der Zerbster Friedrich-Naumann-Str. 37. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. I Foto: Thomas Kirchner