Gedenken - Kranzniederlegung am Mahnmal Roter Garten in Zerbst "Unser aller Widerspruch geforde
Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Zerbst/Anhalt.I Am heutigen Freitagvormittag trafen sich Mitglieder des Zerbster Stadtrates, Alt-Bürgermeister Helmut Behrendt, Schüler und Zerbster Bürger gemeinsam mit Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD), um mit einer Kranzniederlegung der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Heute vor 72 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) warnt in seiner Ansprache vor dem Vergessen, Verdrängen und Relativieren. I Foto: Thomas Kirchner
"Der erst vor einigen Tagen verstorbene Bundespräsident a.D. Roman Herzog tat offensichtlich gut daran, die Einführung dieses Gedenktages zu verfügen. Das vom Hitler-Deutschland geschaffene größte Vernichtungslager wurde zum Symbol für Völkermord und Rassenwahn", sagt der Bürgermeister eingangs in seiner Ansprache.
Dittmann fordert dazu auf, sich und das Gedenken an den Holocaus nicht zu verstecken. Mahnmale und Gedenkstätten müssen auch weiterhin einen festen, würdigen Platz haben, und das in unseren Herzen und den Herzen unserer Städte.
"Warum betone ich das so? Mit der Dresdener Rede eines Björn Höcke sehen wir uns einer Diskussion gegenüber, die niemanden gleichgültig lassen kann und darf", mahnt der Bürgermeister. "Wenn es als Belastung empfunden wird, Orte des Gedenkens im Herzen unserer Städte zu haben, wenn in der deutschen Erinnerungskultur eine Wende um 180 Grad gefordert wird, dann muss man in der Tat von einer Schande sprechen, nur eben anders als von Höcke und den Seinen gemeint", so Dittmann weiter. "Eine Schande wäre es, wenn wir uns dafür schämen würden, Bekenntnisse der Schuld Hitlerdeutschlands am Holocaust in unseren Städten zu wissen."
Bürgermeister Andreas Dittmann und Stadtratsvorsitzender Wilfried Bustro (CDU) legen einen Kranz am Mahnmal im Roten Garten nieder. I Foto: Thomas Kirchner
Und wenn eine Wende der Erinnerungskultur um 180 Grad gefordert wird, wie soll denn dann die neue Erinnerungskultur aussehen? Ehrung der SS-Verbände und Massenmörder, sollen aus Opfer Täter und umgekehrt gemacht werden, fragt Andreas Dittmann in seiner Ansprache. "Hier ist unser aller Widerspruch gefordert", fordert der Bürgermeister.
Ein Verhöhnen der Opfer des Holocaust und auch aller anderen Millionen Opfer des Naziregimes dürfe es nicht geben. Dieser Tag solle uns daran erinnern, uns einer Wiederholung in den Weg zu stellen. Oft gesagt, doch plötzlich erhält er Relevanz.
Wer damit beginne, in öffentlichen Reden einer Relativierung der Naziverbrechen den Weg zu ebnen, der ist auch bereit noch ganz andere Türen zu öffnen, gibt er zu bedenken.
"Lassen Sie uns Halt sagen und damit verhindern, dass die Opfer des Holocaust durch das Auslöschen unseres Gedenkens noch einmal sterben müssen", fordert Dittmann die Menschen zum Widerspruch und zum Aufstehen auf.
Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) und Stadtratsvorsitzender Wilfried Bustro (CDU) gedenken gemeinsam mit Stadtratsmitgliedern und Zerbster Bürgern den Opfern des Nationalsozialismus. I Foto: Thomas Kirchner
"Oft haben wir uns oder wurden wir gefragt, welche Bedeutung haben solche Gedenktage und vor allem Ereignisse wie der Holocaust auf uns und für uns heute.
Erinnern, Inne halten, uns und anderen versichern, dass sich so etwas nie wiederholen darf. So lauteten bisher die Antworten und das sollen auch weiterhin die Antworten auf diese Fragen sein", betont Andreas Dittmann.
Max Mannheimer (*06.02.1920, † 23.09.2016), Autor und ein Überlebender der Schoah, seit 1990 Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und seit 1995 Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees sagte einmal: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber damit es nicht wieder passiert, dafür schon.“
Foto: Thomas Kirchner
Der 27. Januar 1945 war der Tag, an dem die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreite. Das ehemals größte Vernichtungslager wurde zum Symbol für Völkermord und Rassenwahn.
Seit 1996 ist dieser Tag auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog in der Bundesrepublik Deutschland offizieller Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Vereinten Nationen erklärten ihn 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.