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Deutsche Literatur bis Luther - Hannes Lemke leitet Workshop über Literatur im Mittelalter

Was ist Literatur? Diese Frage versuchte der Germanist und Stadtarchivar Hannes Lemke bei der Auftaktveranstaltung zur neuen Veranstaltungsreihe „Deutsche Literatur bis Luther“ am Dienstagabend nachzugehen. Sie soll wöchentlich fortgesetzt werden.

Zerbst l Unter dem Titel „Deutsche Literatur bis Luther“ startete am Dienstagabend eine Veranstaltungsreihe im Pfarrhaus der Kirchengemeinde St. Bartholomäi in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Anhalt-Bitterfeld. Angelehnt an das Reformationsjubiläum, das in diesem Jahr gefeiert wird, beschäftigt sich die Reihe mit der Literatur zu Luthers Zeiten.

Das heißt, der große Reformator bleibt dieses Mal ein wenig außen vor. Es geht eher darum, Bücher und Schriften zu ergründen, die etwa 50 Jahre vor Luther bis 50 Jahre nach Luther entstanden sind. Das ist die Zeit von 1450 bis 1550.

Im späten Mittelalter war die Kirche allgegenwärtig, was sich auch in der Literatur der Zeit widerspiegelt. Alles war Gott geleitet, Gott war überall.

Hannes Lemke ist Büroleiter und Archivar der Bartholomäi-gemeinde, hat Germanistik und Geschichte studiert und leitet diesen Workshop.

„Ich habe mich genau auf diese Zeit spezialisiert, ist es doch ein Abschnitt der Literaturgeschichte, der bisher nur wenig erforscht wurde“, erzählt Lemke.

Hannes Lemke leitet eine neue Veranstaltungsreihe bei welcher er Schriften aus dem Mittelalter vorstellt. Foto: Thomas Kirchner

Ausgesucht für diese Veranstaltungsreihe hat Lemke beispielsweise geistliche Theaterstücke, Liebeslyrik oder Schwankromane, die es zu dieser Zeit auch schon gab, wie beispielsweise Till Eulenspiegel. Zum Auftakt sind etwa ein Dutzend, zumeist weibliche, Literaturfreunde gekommen.

Eingangs versucht Hannes Lemke zu klären, was überhaupt unter Literatur zu verstehen ist beziehungsweise welche Schriften dazu zählen und welche eher nicht.

„Das ist nicht ganz einfach. Selbst in den Vorlesungen im Studium wird darauf nur bedingt eingegangen“, berichtet Lemke. Verschriftlichung, Fiktionalität oder die sprachliche Formung sind solche Kriterien, um Schriften in die Literatur einzuordnen.

Die Workshop-Teilnehmer versuchen am Beispiel eines Briefes des Kurfürsten Albrecht von Brandenburg an seine Gattin Anna, der Ende des 14. Jahrhunderts geschrieben wurde, herauszufinden, ob man diesen Brief als Literatur einordnen kann.

 
 

Die Mehrzahl der Schriften dieser Zeit waren weniger zum Lesen, denn mehr zum Spielen, Vortragen und dann zum Weitererzählen geeignet. Zum einen waren die geistlichen Würdenträger der Meinung, die einfachen Leute brauchen eine spielerische Veranschaulichung. Zum Anderen gab es im Volk kaum Menschen, die des Lesens mächtig waren.

In jener Zeit war das Plattdeutsch weit verbreitet, welches ab 1450 durch Übersetzungen immer mehr verdrängt wurde. Auch Martin Luther hat an der Verdrängung des Platt einen großen Anteil.

Das Interesse bei der ersten Veranstaltung war groß.Foto: Thomas Kirchner

Zum Abschluss der ersten Veranstaltung beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem Redentiner Osterspiel, das eher zufällig zwischen zahlreichen Schriften entdeckt wurde.

Niemand weiß genau, ob es je zur Aufführung kam. Auch dieses Stück ist im Original in Platt geschrieben und übersetzt worden. Es beschäftigt sich mit den religiösen Geschehnissen um Ostern.

Die Besucher diskutierten, versuchten die Schriften und Stücke zu analysieren und literarisch einzuordnen.

Eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe gibt es am Dienstag, 24. Januar um 18.30 Uhr im Gemeindehaus St. Bartholomäi auf der Schloßfreiheit. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen. Geplant ist die Reihe wöchentlich bis ins Frühjahr fortzuführen, vorausgesetzt es finden sich ein paar Interessenten, welche die Veranstaltung besuchen.


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