Kameraden bergen Toten vom Dach der Zerbster HELIOS Klinik - Höhenretter muss sich abseilen
Eine tote Person mussten die Kameraden der Zerbster Feuerwehr am Sonnabend vom Dach des Zerbster Krankenhauses bergen. Wie der 66-Jährige dort hin gekommen ist und warum, ist bislang noch unklar.
Zerbst.I Zu einem nicht alltäglichen Einsatz wurden die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Zerbst am Sonnabendvormittag gegen 10.30 Uhr gerufen. "Bergen einer leblosen Person", nennt es Ortswehrleiter Steffen Schneider.
Eine Passantin hatte auf dem Dach an der Friedrich Naumann Straße der Zerbster HELIOS Klink eine Person liegend entdeckt, die sich nicht bewegte. Daraufhin wurden die Rettungskräfte alarmiert. Die Kameraden sperrten nach ihrem Eintreffen den vorderen Zugang zur Klinik ab.
Die Kameraden sperrten den Bereich ab. I Foto: Feuerwehr
Die Feuerwehrleute verschafften sich zunächst einen Überblick der Situation. Die Bergung der Person auf dem Klinikdach gestaltete sich nicht ganz einfach. "Mit dem Hubsteiger war kein herrankommen an die Person", schildert Ortswehrleiter Schneider die Situation. Also mussten die Kameraden statt der modernen Technik, die Höhenrettungsausrüstung sowie die Ausrüstung für den absturzgefährdeten Bereich einsetzen.
Foto: Feuerwehr
Von dieser Stelle musste der leblose Mann geborgen werden. (Bild links) Foto: Thomas Kirchner I Mit dem Hubsteiger war die Bergung nicht möglich, so musste sich Kamerad Peter Pfeifer mit der Höhenrettungsausrüstung abseilen (rechts). I Foto: Feuerwehr
Peter Pfeifer, ausgebildeter Höhenretter und selbst Ausbilder für die Höhenrettung seilte sich dann vom höher liegenden Dachvorsprung zu der männlichen Person ab. Der Mann wurde dann gesichert und durch ein Fenster ins Gebäude abgeseilt. "Das war hervorragende Arbeit der Kameraden insbesondere von Peter Pfeifer", lobt Schneider seine Männer und Frauen. "Schließlich ist das auch eine nicht ganz ungefährliche Aktion für die Retter", so Schneider.
Kliniksprecher Martin Wachter hat auf Nachfrage bestätigt, dass auf dem Dach der Klinik eine tote männliche Person gefunden wurde, wollte sich aber aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht weiter zu diesem Vorfall äußern und verwies auf die Pressestelle der Polizei.
Sebastian Opitz, Pressesprecher der Polizeidirektion Ost, sagte: „Wir haben am Freitagabend gegen 20 Uhr eine Vermisstenmeldung vom Krankenhaus bekommen.“
Daraufhin sei das Krankenhaus selbst mit zahlreichen Kräften durchsucht worden, Fährtenhunde seien dabei ebenso zum Einsatz gekommen.
Da der Mann, bei dem es sich um einen 66-Jährigen aus der Einheitsgemeinde Zerbst handelt, nicht gefunden wurde, „haben wir auch das befreundete und familiäre Umfeld der Person untersucht“, so Opitz. Auch das führte zu keinem Erfolg. Am Sonnabendmorgen sei die Suche dann fortgesetzt worden. „Dann kam die Meldung, dass auf dem Dach eine leblose Person gefunden wurde."
Dass die Polizei vermisste Personen auch in Krankenhäusern suchen muss, sei nicht unüblich. „Das kommt wirklich mehrmals im Monat vor, dass solche Vermisstenmeldungen von Krankenhäusern oder auch Seniorenheimen gegeben werden“, erklärte der Sprecher. In den meisten Fällen werden die Personen lebend im näheren Umfeld angetroffen.
Warum der Patient auf das Dach der Klinik gegangen sei, sei nun Gegenstand der Untersuchung. Zunächst einmal müsse die Identität des Toten zweifelsfrei festgestellt werden. Die Polizei geht davon aus, das es sich bei dem vom Dach geborgenen Toten um die Vermisste Person handelt. Der Tote wurde in die Rechtsmedizin nach Halle gebracht. Dort soll auch die Todesursache zweifelsfrei geklärt werden.
Es werde auch untersucht, warum sich der Mann überhaupt im Krankenhaus befand.
Insgesamt waren 22 Kameraden mit vier Fahrzeugen an diesem Einsatz beteiligt.
Foto: Thomas Kirchner
Ortswehrleiter Steffen Schneider ist zufrieden mit seinen Kameraden und der Technik. "Dieser Einsatz hat gezeigt, wie unverzichtbar die Höhenrettungsausrüstung gerade für die Freiwillige Feuerwehr ist. Nicht in jeder Situation ist der Einsatz von moderner Technik wie dem Hubsteiger möglich", fasst Schneider den Einsatz zusammen.
Das Problem bei der Höhenrettungsausrüstung, diese muss alle fünf Jahre getauscht werden. Zum einen übernimmt nur so lange der Hersteller die Garantie für lebensrettende Ausrüstung. Zum anderen ist sie sehr kostenintensiv. Dennoch hält er sie für unverzichtbar. „Sie kann im Zweifel Leben retten, ist eine Bergehilfe, wenn andere Technik nicht einsetzbar ist und sie schützt die Kameraden, die nicht selten ihr eigenes Leben riskieren, um andere zu retten“, gibt Schneider zu bedenken.
Gegen 13.00 Uhr war der Einsatz dann beendet. I Foto: Thomas Kirchner
Bei diesem komplizierten Einsatz waren die gesamte Stadtwehrleitung, sowie auch Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) anwesend. Die Stadtwehrleitung hatte auf Grund der Besonderheit des Einsatzes auch den Bürgermeister informiert, der sofort zur Einsatzstelle geeilt ist. "Die Kameraden haben sehr umsichtig und professionell agiert", lobte Dittmann die Kameraden nach dem Einsatz. "Das war für die Einsatzkräfte kein leichter Einsatz", so der Bürgermeister weiter.
Insgesamt waren 22 Kameraden mit vier Fahrzeugen an diesem Einsatz beteiligt.