Ortswehren Deetz & Straguth/Badewitz absolvieren Ausbildungswochenende - Der Ernstfall muss trai
Jeder kennt das wohl von seinem Job. Je länger man ihn macht, desto mehr bekommt man den sogenannten Tunnelblick und kleine Fehler schleichen sich ein. Nun ja, in den meisten Fällen ist das nicht weiter dramatisch. Doch es gibt Tätigkeiten, da können schon die kleinsten Fehler drastische Folgen haben, denn es geht nicht selten um Leben und Tod.
Von Thomas Kirchner I Zerbster Volksstimme 22.September 2016
Deshalb trainieren die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren regelmäßig den Ernstfall. Die Trainingsintervalle regelt jede Wehr für sich und hin wieder absolvieren einige Ortswehren eine gemeinsame Ausbildung. Muss doch bei nicht wenigen Einsätzen das Zusammenspiel funktionieren, wie beispielsweise erst vor wenigen Tagen beim Brand auf dem Gelände des alten Zerbster Militärflugplatzes, wo neben der Zerbster Wehr auch die Ortswehren Deetz und Straguth/Badewitz im Einsatz waren.
Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit, die Kameradinnen - neun aktive Frauen sind es in beiden Wehren zusammen - und Kameraden der Wehren Deetz und Straguth/Badewitz sind zu einem Ausbildungswochenende zusammen gekommen. Wie erst kürzlich beim Ausbildungswochenende der Zerbster Wehr in Grimme, geht es auch bei den Wehren Deetz und Straguth/Badewitz darum, die Kenntnisse in Theorie und Praxis aufzufrischen und verschiedene Szenarien des Ernstfalles zu trainieren.
Auf geht´s zum Ausbildung I Die Kameraden der Wehren Deetz und Straguth/Badewitz machen sich bereit. I Foto: Thomas Kirchner
Organisiert haben das gemeinsame Wochenende die beiden Ortswehrleiter Denis Hofmann (Deetz) und Thomas Erxleben (Straguth/Badewitz). "So lässt sich die Ausbildung sehr gut bündeln", erzählt Thomas Erxleben. "Ich muss die Gelegenheit mal nutzen und den Kameraden, gut 30 sind es, danken, dass sie trotz ihrer Arbeit und Familien an diesem Wochenendlehrgang teilnehmen. Wir freuen uns, das so viele gekommen sind", ergänzt Erxleben.
Bei der Maschinisten Ausbildung zeigt Ausbilder Stephan Wornofski (FFW Jütrichau) Bilder von umgekippten und sich selbstständig machenden Einsatzfahrzeugen. Die Kameraden müssen schmunzeln. "Viele unterschätzen das, der Einsatzstress, dazu kommt jede Menge Adrenalin, da vergisst man schon mal die banalsten Dinge, wie beispielsweise die Handbremse am Fahrzeug anzuziehen beziehungsweise das Einsatzfahrzeug zu sichern. "Das Ergebnis solcher kleinen Fehler seht ihr hier", weist der Ausbilder auf das Bild eines demolierten Löschfahrzeuges.
Bei der Maschinistenausbildung ging es unter anderem um die Sicherung der Einsatzfahrzeuge am Einsatzort Foto: Thomas Kirchner
Im Anschluss geht es in Theorie und Praxis um Pumpentechnik, insbesondere um die verschiedenen Druckbereiche und wie man je nach Brand in diesen Druckbereichen einen löschfähigen Wasserstrahl erzeugt.
Maschinistenausbildung: Praxisausbildung an der Pumpemtechnik für den Löscheinsatz
Foto: Thomas Kirchner
Zur gleichen Zeit trainiert eine andere Gruppe in der Grundausbildung das Retten von Personen über Leiterheber mit einer Krankentrage. Hier geht es auch um den gesicherten Einstieg in Wohnungen, ohne Hubsteiger und Drehleiter. Geprobt wird dieses Szenario unter Anleitung der Ausbilder Nils Steinke und Steven Wilzek in einem alten Plattenbau auf dem ehemaligen Militärflugplatz bei Zerbst. "Wir sind der Firma GETEC sehr dankbar, dass wir einen Großteil des Geländes und der leerstehenden Häuser für unsere Ausbildung nutzen können. Ein Dank auch an Herrn Schmidt aus Straguth und der Kita in Deetz für die Erlaubnis die Gebäude für die Ausbildung nutzen zu dürfen", freut sich Ortswehrleiter Erxleben.
Training: Retten von Personen über Leiterheber mit Krankentrage ohne Hubsteiger und Drehleiter I Foto: Thomas Kirchner
Bei einem nicht unerheblichen Teil der Einsätze spielen Verkehrsunfälle ein Rolle. Das Befreien von eingeklemmten, verletzten Personen. Dazu stehen verschiedene hydraulische Hilfsmittel zu Verfügung, wie beispielsweise Schere oder Spreizer. Wie sichert man das Unfallfahrzeug? Wie und wo setze ich die Schere an? Wie gehe ich mit der verletzten Person um? Was muss man alles beachten? All diese Fragen werden bei der praktischen Ausbildung an einem Fahrzeug beantwortet.
Bergen von eingeklemmten und verletzten Personen mit hydraulischen Hilfsmitteln wie Schere oder Spreizer I Foto: Thomas Kirchner
"Bei schweren Verkehrsunfällen, besonders mit tödlichem Ausgang, müssen die Gruppenführer und der Wehrleiter ein Auge auf die Kameraden haben. Selbst erfahrenen Wehrmitgliedern fällt es oft nicht leicht, mit dem Gesehenen umzugehen. Bemerken wir Auffälligkeiten, bitten wir einen Seelsorger zu einem Gruppengespräch. Der erkennt dann meist aus dem Gruppengespräch heraus, welcher Kamerad Probleme hat und Hilfe braucht. Bei besonders schweren Einsätzen haben wir die Möglichkeit, über die Leitstelle Notfallseelsorger schon an den Unglücksort zu bitten um sich um Angehörige und auch um die Einsatzkräfte zu kümmern" erzählt der Deetzer Wehrleiter Denis Hofmann. "Sicher kennen alle Kameraden die bestehenden Möglichkeiten, doch selten bitten sie von sich aus um Hilfe", ergänzt er.
Nicht fehlen darf natürlich auch die Ausbildung, Einsatz unter Atemschutzgeräten. Hier heißt es heute einen verletzten Kameraden aus einem Gebäude zu bergen. Alle tragen die entsprechende Schutzkleidung und Atemschutz. Der Raum ist vollgestellt mit Möbeln. Alles steht kreuz und queer, dazwischen liegen Schläuche. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, die die Kameraden zu bewältigen haben. Aber letztlich bringen sie ihren verletzten Freund und Kollegen sicher auf die Straße vor dem Gebäude. "Der Angriffstrupp im Innenangriff, nennen wir diese Übung", berichtet Ortswehrleiter Erxleben. "Das Retten von Personen aus brennenden Gebäuden verlangt den Kameraden alles ab. Unbekannte Wohnung, Menschen, Angehörige die dabei stehen und vieleicht einer seiner Kameraden der in Schwierigkeiten ist. Das ist Stress pur", so Erxleben weiter.
Ausbildung Einsatz unter Atemschutz, Retten von Personen, Brandbekäpfung
Foto: Thomas Kirchner
Als Abschluss des Ausbildungswochenendes probten die Kameradinnen und Kameraden den Ernstfall an der Kita in Deetz unter realen Bedingungen, auch und gerade unter Zeitdruck. Zum Einsatz kamen Schaum, Atemschutz und Leitern.
"Am Ende des Tages sind wir zufrieden. Wir haben viel Wissen vermittelt, haben auch einige Szenarien praktisch geübt. Alle Kameradinnen und Kameraden waren voll bei der Sache und konzentriert. Ein großer Dank geht noch einmal an die Ausbilder Stephan Wornofski aus Jütrichau, Norman und Steven Wilzek, Matthias Bachmann, Matthias Richter, Clemens Blumhagel, Nils Steinke und Alexander Bergfeld.
Abschlussübung des Ausbildungswochenendes an der Kita in Deetz
Foto: Denis Hofmann
Wer Lust hat, in unseren Wehren mitzuarbeiten, der ist herzlich eingeladen. Die Kinder.- und Jugendfeuerwehr trifft sich jeden zweiten Sonnabend in Deetz, die aktiven Kameraden jeden zweiten Freitag. Die Termine hängen im Schaukasten am KONSUM in Deetz", bittet Hofmann Interessierte sich doch mal bei einem Ausbildungsabend über die Arbeit der Wehren zu informieren.
Bildergalerie I Fotos: 1 bis 15 Thomas Kirchner
Fotos: 16 bis 18 Denis Hofmann