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"Und dann kam Alex..." -Mobbing & Gewalt an Schulen- Theaterstück regt zu Diskussionen

Gut 70 Jugendliche, Erzieher und Lehrer sind am Sonnabend in die Aula der Zerbster Sekundarschule Ciervisti gekommen, um das Theaterstück "Und dann kam Alex" zu sehen. Das Stück entstand in Zusammenarbeit mit Psychologen, erfahrenen Pädagogen sowie dem Bundesverband für Meditation e.V. und soll einen gezielten und fundierten Beitrag zum Thema Gewaltprävention unter Jugendlichen leisten.

Von Thomas Kirchner

"Und dann kam Alex...", ein Stück des Ensembles "Radiks" Tournee-Theater, bringt Themen zur Sprache, die immer wieder in Zusammenhang mit Gewalt von und unter Jugendlichen in Zusammenhang gebracht werden. Hier kommen viele Aspekte zur Sprache wie beispielsweise Probleme in der Familie, Perspektivlosigkeit, aber auch Alkohol.- und Drogenkonsum, Zugang zu Waffen oder einfach nur banale Langeweile.

"Wir haben das Stück schon in wirklich vielen Schulen aufgeführt, und es gab erschreckenderweise so gut wie keine Schule, wo nicht gerade ein aktueller Fall von Mobbing oder Gewalt bekannt war", schildert Alex-Darsteller Alexander Abramyan.

"Einer sucht sich einen vermeintlich schwächeren, beginnt ihn zu drangsalieren und zu schikanieren. Meist beginnt es harmlos mit, sich über den anderen lustig machen. Das Ganze bekommt dann eine Eigendynamik. Um dazuzugehören machen andere mit. Es werden immer mehr. Es entsteht ein Gruppenzwang, der fatale Folgen haben kann", ergänzt Schauspielerin Svenja Petermann, die im Stück in verschiedene Rollen schlüpft. Beispielsweise spielt sie Alex vermeintliche Freundin, eine Job-Center Mitarbeiterin oder die Sekretärin des Schulleiters.

Alex sucht Hilfe beim Job-Center, er will eine eigene Wohnung. (Alexander Abramyan und Svenja Petermann) I Foto: Thomas Kirchner

Alex hält sich eine Waffe an den Kopf, eine halbe Ewigkeit. Dann nimmt er die Pistole langsam runter und beginnt zu erzählen, von seinen Eltern, von der Schule, Leute die ihn mobben, eben von seinem Leben, seiner Welt. Alex führt sein Publikum durch verschiedene Stationen in seine Welt, eine Welt einerseits geprägt durch die Suche nach Anerkennung, Nähe und Akzeptanz, anderseits durch Alkohol, Sprachlosigkeit und Ignoranz.

Alex wird von seinen Peinigern gezwungen, einen alten Mann zu schlagen, tritt seine Brille kaputt, ohne zu wissen, dass die Mobber die Szenerie mit dem Smartphone filmen. Es kommt wie es kommen muss. Der Film macht in der Schule die Runde und landet schließlich beim Direktor, der Alex zur Rede stellen will. Alex ergreift die Flucht um am nächsten Tag zurückzukehren, mit einer Waffe.

Alex und die Sekretärin des Schulleiters (Alexander Abramyan und Svenja Petermann) I Foto: Thomas Kirchner

Mit der Pistole will er seine Peiniger zwingen, die Wahrheit zu sagen. Er bedroht Schüler, die verängstigt durch die Schule laufen, zielt mit der Waffe auf die Sekretärin. Am Ende hat er die Waffe selbst wieder am Kopf. Es endet wie es begonnen hat, Alex hält sich einen Pistole an den Kopf.

Die Situation eskaliert. Alex bedroht die Sekretärin des Schulleiters (Alexander Abramyan und Svenja Petermann) I Foto: Thomas Kirchner

Es bleibt offen, wie das Theaterstück endet. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Dieser Umstand ist gewollt und bietet nach dem Stück jede Menge Raum für Interpretationen und Diskussionen. Wie hätte die Eskalation verhindert werden können? War die Entwicklung absehbar? Wer hätte an welchem Punkt eingreifen können?

Jetzt besteht die Möglichkeit mit den Akteuren über das Stück zu reden, Fragen zu stellen. Und die Jugendlichen habe eine Menge Fragen. Hat er die Sekretärin erschossen, oder Schüler oder am Ende sich selbst. Diese Frage bleibt unbeantwortet, denn soweit soll es keinesfalls kommen. Es soll zeigen, wie Gewalt, Mobbing und Ignoranz außer Kontrolle geraten können.

"Das Stück soll dazu anregen, auch und gerade mit einigen dramatischen Bilder, über seine Probleme zu reden, sich einer Vertrauensperson, wie dem Sozialarbeiter, den Eltern, dem Vertrauenslehrer oder Freunden zu öffnen", erläuter der Alex-Darsteller den Jugendlichen.

"Ich finde Mobbing und Gewalt doof. Das hat mir gut gefallen", erzählt Stefan (11 Jahre). "Wir haben so etwas schon gesehen, das ist blöd", fügt Fritz (11 Jahre) hinzu.

Jakob Ost (rechts, 16 Jahre) und Dominik Anhalm (links, 17 Jahre) finden Mobbing und Gewalt scheiße. I Foto: Thomas Kirchner

"Ich fand das Theaterstück sehr gut. Er hat den Alex gut gespielt. Auch die Sprache hat mir gut gefallen. Das zeigt doch was alles passieren kann", ist die Meinung von Jakob Ost (16 Jahre) zu dem Gesehenen.

"Ich werde selbst gemobbt, bin also das "Opfer". Ich denke ich weiß wovon der Alex hier spricht. Es zeigt, wie so etwas eskalieren kann. Mobbing und diese Schikanen sind so scheiße. Und mit wem soll man reden? Wird dann alles nur noch schlimmer?", berichtet Dominik Anhalm (17 Jahre) über seine Sicht vom Stück und seinen eigenen Erfahrungen.

Das Theaterstück hat sicher nicht auf jede aufgeworfene Frage eine Antwort. Auch die Diskussion nach dem Stück findet nicht alle Antworten. Aber, das Stück rüttelt auf, es sensibilisiert, fordert auf nicht weg zu schauen, sich einzumischen, ein Auge auf seinen Nebenmann zu haben, zu helfen wenn Hilfe nötig ist. 60 Minuten lang schreit Alex die Zuschauer förmlich an, "Seht nicht weg! Hier bin ich! Helft mir!"

Das Ensemble "Radiks" Tournee-Theater kann für Schulen, Kinderheime, Jugendclubs oder ähnliche Einrichtungen gebucht werden. Sie spielen in der Aula, in der Sporthalle oder anderen entsprechenden Räumen.

Infos, Kontaktdaten und Buchungen unter www.ensemble-radiks.de

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