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Zwei Forstwirte eingeklemmt und schwer verletzt, einer vermisst - Forstbetrieb, Feuerwehren und DRK

Zwei Forstwirte eingeklemmt und schwer verletzt, einer vermisst - Forstbetrieb, Feuerwehr und DRK proben den Ernstfall mitten im Wald


Der verletzte Forstwirt ist befreit, erstversorgt und wird jetzt zum Rettungswagen getragen. Foto: Thomas Kirchner

Zerbst/Reuden.I Ein Forstwirt wird bei Durchforstungsarbeiten in einem Kiefernwald wegen eines Hydrauliklecks durch mehrere sich aus der Zange eines Kranauslegers lösenden Stämmen überrollt und eingeklemmt. infolge des Hydraulikbruches und der hohen Betriebstemperatur des Motorenblockes entzündet sich der trockene Nadelstreu am Boden. Es kommt in unmittelbarer Nähe des Geschehens zu zwei Waldbränden. Beim Versuch zu helfen wird ein weiterer Waldarbeiter unter einer Baumkrone begraben, ein Dritter erleidet einen schweren Schock und irrt ebenfalls verletzt im Wald umher.


Unter Baumstämmen eingeklemmt. Eine echte Herausforderung für die Kameraden. Foto: Thomas Kirchner


Ein Szenario was sich jederzeit so oder so ähnlich in unseren Wälder abspielen könnte. Trotz der unzähligen Unfallverhütungs- und Sicherheitsvorschriften kommt es immer wieder zu teils schweren Unfällen bei der Waldarbeit. Genau deshalb probten der Forstbetrieb Anhalt mit Sitz in Dessau gemeinsam mit dem Landkreis Anhalt Bitterfeld bei einer großangelegten Rettungsübung im Revier "Hoher Fläming" bei Reuden nahe Zerbst den Ernstfall.

Der Forstbetrieb Anhalt ist mit einer Gesamtfläche von etwa 38.700 Hektar ein Teil des Landesforstbetriebes Sachsen Anhalt und umfasst territorial die Landkreise Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg, die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau und teilweise die Landkreise Jerichower Land sowie den Salzlandkreis.


Angeregt wurde die Großübung von Christian Stahr. Stahr kommt ursprünglich aus Sachsen, hat in Baden Wütenberg eine Lehre als Forstwirt absolviert, in Erfurt Forstwirtschafts.- und Ökosystemmanagement studiert und befindet sich derzeit in einer Ausbildung zum Forstinspektor-Anwärter. Im Rahmen dieser Ausbildung dient ihm die Übung als Projektarbeit, die jeder Forstinspektor-Anwärter anfertigen muss. "Als ich mit dieser Idee kam, stieß ich sofort bei allen Verantwortlichen auf offene Ohren", sagt Christian Stahr. Er selbst sei früher bei der Jugendfeuerwehr gewesen und habe solch einen Unglücksfall im Wald erlebt.


Christian Stahr, Forstinspektor-Anwärter. Foto: Thomas Kirchner




"Aus dieser Erfahrung heraus habe ich mich für genau dieses Thema für meine Projektarbeit entschieden", so Stahr.

Um 9.53 Uhr wurde der Alarm ausgelöst. Bereits zehn Minuten später waren die ersten Wehren im Wald. Im Wald heißt aber nicht an der Unglücksstelle. Die Rettungskräfte hatten sichtlich Mühe sich im dichten Nadelwald zu orientieren. "Ein Waldbrand ist kilometerweit sichtbar, doch sowie man in den Wald hinein fährt, sieht man nichts mehr", erklärt Heiko Bergfeld, Kreisbrandmeister (Anhalt Bitterfeld) und Einsatzleiter.

47 Minuten nach Alarmierung treffen die Rettungskräfte bei den Verletzten ein. "47 Minuten ist natürlich eine lange Zeit, besonders für die verletzten Personen", zieht Jörg Amme ein erstes Fazit. Amme ist Produktionsleiter im Dessauer Forstbetrieb Anhalt und maßgeblich an den Vorbereitungen zu dieser Rettungsübung beteiligt. Und noch immer sind Suchtrupps der Feuerwehr unterwegs, um den mit einem Schock im Wald umher irrenden Forstarbeiter zu finden.


Jörg Amme, Produktionsleiter beim Forstbetrieb Anhalt. Foto: Thomas Kirchner

"Für mich hoch interessant das die Kameraden doch große Mühe hatten, sich im Wald zu orientieren und das es doch erhebliche Anstrengungen bedurfte den vermissten Forstarbeiter zu finden", ist Amme sichtlich erstaunt


"Es gibt auch eine App namens "Hilfe im Wald" für das Smartphone. Mit Hilfe dieser App kann der Hilfesuchende, der sich vielleicht beim Pilzesuchen im Wald verirrt hat, direkt einen Notruf absetzen", erläutert Wilhelm Uschmann, Leiter des Dessauer Forstbetriebes Anhalt. In der Leitstelle könne so der genaue Standort des Anrufers angezeigt werden und der Hilfesuchende zum nächsten Rettungspunkt gelotst werden.

Wilhelm Uschmann, Leiter des Dessauer Forstbetriebes Anhalt. erklärt die App namens "Hilfe im Wald". Foto: Thomas Kirchner


So ähnliche soll es auch bei den Rettungskräften funktionieren. Die Leitstelle, die mit Hilfe des GPS den Standort der Fahrzeuge kennt, dirigiert die Kräfte zu den Rettungspunkten wo dann der Hilfesuchende oder Helfer wartet und die Retter einweist. Hier zeigen sich bei der Großübung erhebliche Probleme. Dazu kommen immer wieder Funkausfälle, für alle Rettungskräfte teilweise eine große Herausforderung sind.

Ein Großaufgebot an Rettungskräften ist im Revier "Hoher Fläming" bei Zerbst im Übungs-Einsatz. Foto: Thomas Kirchner

Dennoch: Alle Verletzten werden gefunden und versorgt, der Brand gelöscht. Die Organisatoren der Aktion sind zufrieden, auch wenn nicht alles glatt lief und einige Defizite zu Tage getreten sind. "Genau deshalb sind solche Übungen enorm wichtig", betont Jörg Amme. Der Forstbetrieb hatte einige Mitarbeiter mit Kameras während der Übung in den Wald geschickt. Daraus wolle man eine Dokumentation zusammen schneiden, die als Lehrfilm dienen soll.

Sowohl Kreisbrandmeister Heiko Bergfeld, Landrat Uwe Schulze als auch Jörg Amme danken den Freiwilligen Wehren und das DRK für ihre Einsatzbereitschaft. "Alle Kameraden, immerhin weit mehr als 100, waren hoch motiviert und voll bei der Sache. Auch das Zusammenspiel aller Kräfte hat hervorragend geklappt", betont Bergfeld.



Heiko Bergfeld, Kreisbrandmeister

Anhalt Bitterfeld und Einsatzleiter.

Foto: Thomas Kirchner



Beteiligt waren die Ortswehren der Einheitsgemeinde Zerbst, Reuden/Anhalt, Nedlitz bei Zerbst, Grimme, Polenzko, Garitz-Bornum, Lindau/Anhalt und Deetz-Badewitz, drei Wehren aus dem Jerichower Land, drei aus Raguhn-Jeßnitz, die Wehr aus Sandersdorf sowie ein Rettungswagen der Rettungswache Deetz und ein Rettungswagen der Rettungswache Zerbst mit jeweils einem Rettungssanitäter und einem Assistenten.


Auch der Zerbster Stadtwehrleiter Denis Barycza, der für den Einsatzabschnitt Brandbekämpfung verantwortlich war, zeigte sich im großen und ganzen zufrieden mit der Groß-Übung. Er sieht ein Manko darin, das verschiedene Wehren nur in Kleinstbesetzung zur Übung und manchen Wehren gar nicht erschienen sind. "Da sehe ich ein Problem. Sicher sei das der Urlaubszeit geschuldet. Darüber muss man später bei der Auswertung reden", erklärt Barycza.

Denis Barycza, Stadtwehrleiter der Einheitsgemeinde Zerbst. Foto: Thomas Kirchner


"Auch für uns war die Übung sehr lehrreich. So muss beispielsweise der Umgang mit den Rettungspunkten viel besser kommuniziert werden. Ein weiteres Thema ist die Wasserversorgung. Immerhin mussten mehr als fünf Kilometer Schlauch vom Reudener Löschteich bis an den Brandort verlegt werden", fasst Jörg Amme zusammen. Dies alles werde in den nächsten Tagen und Wochen genau ausgewertet um für die zu Tage getretenen Probleme effiziente Lösungen zu finden.


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